„Unsere Stasi-Akte wollten wir nicht sehen“

Zeitzeugeninterview zur Geschichte der DDR

 

Der Leistungskurs und die Grundkurse Geschichte aus der Q2 hatten am 28. Februar Barbara H. zu Gast, die in höchst anschaulicher und spannender Weise über ihre Erfahrungen als Jugendliche in der DDR berichtete.

In Magdeburg geboren, trat sie als aktive Christin bereits früh in eine gewissen Distanz zum SED-Staat. In der FDJ hat sie zwar noch mitgemacht, um nicht ganz als Außenseiterin dazustehen; als sich aber die Frage nach einer Teilnahme an der Jugendweihe stellte, hat Barbara H. sich zum Widerstand entschlossen und diese bewusst verweigert. Damit war ihr klar, dass trotz bester Noten ihr Wunschstudium der Medizin nicht mehr möglich sein würde.

Nachdem ihr Vater 1984 von einer genehmigten Reise in den Westen nicht mehr in die DDR zurückkehrte, geriet die Familie endgültig ins Visier der Staatssicherheit: „Ich wurde aus dem Unterricht geholt und im Sekretariat von Stasi-Offizieren in Empfang genommen, die mich – genauso wie meine Mutter und meine Geschwister – stundenlang verhörten und drohten uns unserer Mutter wegzunehmen und in ein Kinderheim zu stecken“, so berichtete H. den interessierten Schülerinnen und Schülern. „Meine Stasi-Akte wollte ich später allerdings nicht sehen. Ich wollte nicht wissen, ob es vielleicht sogar Freunde waren, die mich und meine Familie bespitzelt hatten.“

Die vielen Nachfragen der Schülerinnen und Schüler – auch nach ihrem Alltag in der DDR, nach ihren Hoffnungen und Empfindungen – zeigten, wie wichtig die Auseinandersetzung mit der Geschichte der deutschen Teilung auch heute bleibt.

 

Daniel Horn

 

Rechts im Bild sitzt unser Gesprächsgast Daniela H.. Unser stellvertretender Schülersprecher Luca Eisenberg  (links im Bild) moderierte die Gesprächsrunde.