Nachruf: Die LMG trauert um Friederike Zimbal

Friederike Zimbal  

Ein persönlicher Rückblick

Ruth Taube, unsere langjährige Verwaltungsleiterin, pflegte zu sagen: „Frau Zimbal ist die letzte Dame an unserer Schule.“ Und auch wenn das natürlich den anderen Kolleginnen gegenüber ein wenig ungerecht war, verstand doch Jeder, was sie meinte und nickte beifällig.

Noblesse und Stil waren der preußischen Offizierstochter, die aus einer Familie schlesischer Gutsbesitzer stammte, zur zweiten Natur geworden, Friederike war jedoch frei von jedem Dünkel. Im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen war sie unkompliziert und, bei aller Contenance, Menschen gegenüber, die sie mochte, sehr herzlich.

Ihr Weg in den Lehrerberuf war nicht gerade. In einem Anfall von jugendlicher Rebellion brach sie die Schule vor dem Abitur ab und, da sie neben Englisch auch Französisch fließend sprach, probierte sie es, sich einige Jahre als freie Übersetzerin und Dolmetscherin durchzuschlagen.

Irgendwann kam dann der Wunsch auf, doch zu studieren und sie musste erkennen, dass das Fehlen des Abiturs hier sehr hinderlich war. Nach einigem Hin und Her gelang es ihr über die damals noch existierende Begabtenprüfung die Zulassung zum Studium an einer Pädagogischen Hochschule zu erhalten. Ihre Hauptfächer waren Englisch und Kunst (ihr geliebtes Französisch wurde an der PH nicht unterrichtet).

Sie unterrichtete zunächst an einer Hauptschule, bevor sie 1981 zur damals noch Städtischen Gesamtschule Porz  (heute LMG) wechselte. Da sie im gleichen Jahrgang wie ich Tutorin war, hatte ich immer wieder mit ihr zu tun und konnte sehen, was für eine tolle Lehrerin sie war.

Ich fand ihre Mischung im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern aus einerseits klarer Haltung und Strenge und andererseits Herzlichkeit und Toleranz sehr beeindruckend und ich war sehr froh, dass sie 1986 bereit war, zusammen mit mir eine Klasse zu führen. Unsere „Tutorenehe“ ging dann bis 2006, also insgesamt 20 Jahre. Als wir 2005 eine neue 5. Klasse übernehmen sollten und Friederike mich fragte, ob das angesichts ihrer nur noch verbleibenden 2 Dienstjahre für mich in Ordnung wäre, musste ich keine Sekunde überlegen.

Diese Schülerinnen und Schüler ihrer letzten Klasse vermissten ihre geliebte Tutorin noch lange und bestanden darauf, dass bei Klassenfahrten eine von allen unterschriebene Postkarte an sie verschickt wurde. Bei der Abschlussfeier 2011 war es ein Herzenswunsch der Klasse, die Zeugnisse aus den Händen aller 3 Tutoren (also einschließlich Frau Zimbal) zu erhalten).

Im Rückblick erinnere ich mich an eine große Anzahl von Klassenfahrten, die manchmal schön, manchmal schwierig, manchmal beides waren. Auch ihr Engagement bei den Englandfahrten bzw. dem Schüleraustausch mit Dunstable behalte ich in sehr guter Erinnerung. 

Das Wichtigste aber war die lange und sehr harmonische Zusammenarbeit bei der Klassenleitung. Wir verstanden uns blind und ich konnte mich immer hundertprozentig auf sie verlassen. Das heißt nicht, dass Friederike mich nicht ab und zu kritisierte, z. B. wenn sie bei meinem, in bisweilen pastoralem Ton vorgetragenen Ansprachen an die Klasse meinte, ich solle mit dem Salbadern aufhören. Das wäre ja schlimmer als in der Kirche. Oder wenn sie mir vorwarf, ich würde versuchen, sie als Sekretärin zu missbrauchen. Natürlich hatte sie Recht und wir fanden es beide lustig. 

Sie war nicht nur eine „Dame“ sondern auch eine großartige Lehrerin und ein großartiger Mensch. Sie schaffte es, gerade auch in Zeiten in denen die Gesamtschule oft in unfairer Weise kritisiert wurde, mit ihrer Art und mit ihrem Beispiel für unsere Schule zu werben. Sie hat viel für ein positives Image unserer Schule geleistet.

Hans-Otto Wingenbach
ehem. Kollege