Internationale Vorbereitungsklasse (IVK)

an der Lise-Meitner-Gesamtschule in Köln-Porz

In einer Gesellschaft, die von immer größeren kulturellen Varietäten bestimmt wird, ist es von zentraler Bedeutung, Chancengerechtigkeit für alle Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten. Wesentliche Grundlage für den schulischen Erfolg ist das Beherrschen der deutschen Sprache. Es darf nicht ignoriert werden, dass für Kinder, die aufgrund ihres Migrationshintergrunds Defizite in der Sprachkompetenz aufweisen, ein besonderer Förderbedarf besteht. Der problematischen Korrelation zwischen sozialem Hintergrund und Bildungserfolg, die u.a. durch die PISA-Studie aufgewiesen wurde, kann durch ein Modell wie dem der Internationalen Vorbereitungsklasse entgegen gesteuert werden.

1. Beschreibung

Die Internationale Vorbereitungsklasse (IVK) hat eine fast zwanzigjährige Tradition an der Lise-Meitner-Gesamtschule.

Voraussetzung für die Zuweisung in die IVK ist, dass die betreffenden Kinder eine andere Muttersprache als Deutsch sprechen und die deutsche Sprache gar nicht beherrschen, sich weniger als zwei Jahre in Deutschland aufhalten oder noch so erhebliche Defizite in der deutschen Sprache haben, dass sie dem Unterricht in einer Regelklasse nicht folgen können.

1.1 Zusammensetzung

Zurzeit setzt sich diese Klasse aus Schülerinnen und Schülern aus dem Irak, Syrien,  Marokko, Serbien, Mazedonien, dem Kosovo, Albanien, Russland, Spanien, Ungarn, Italien und Indien zusammen.

1.2 Organisation

Wir haben uns dafür entschieden, das Modell einer Vorbereitungsklasse mit Teilintegration zu realisieren. Das bedeutet, dass jedes Kind der IVK auch einer Regelklasse zugewiesen wird, in die es nach fortgeschrittenem Sprachlernprozess in Deutsch vollständig übergeht.

2. Benennung der Ziele

Erzieherischer Leitgedanke ist die schulische sowie kulturelle und soziale Integration bei Stärkung des Selbstwertgefühls. Wir versuchen daher, die Kultur, Sprache und Tradition der Herkunftsländer kontrastiv und vergleichend in den Unterricht einzubeziehen. Die Kinder sollen sich in ihren persönlichen Bedingungen angenommen und wertgeschätzt fühlen. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf dem Erlernen der deutschen Sprache.

2.1 Steuerung des Sprachlernprozesses

Die Schülerinnen und Schüler sollen sprachliche Kompetenz in den Bereichen Hörverstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben erwerben.

2.2 Vermittlung kultureller Kenntnisse

Die Orientierung am Jahresablauf bietet die Möglichkeit, die Kinder der IVK mit Brauchtum und Tradition in Deutschland bekannt zu machen.

Dazu gehören auch die jahreszeitliche Wortschatzarbeit und das Aufgreifen von Festen aus der Herkunftstradition der Kinder.

2.3 Gefühl des „Beheimatet-Seins“

Gerade für Kinder, die sich in Deutschland noch nicht beheimatet fühlen können, die eine Sprachbarriere zu überwinden haben, aus vielen verschiedenen Ländern kommen und z.T. Furchtbares erlebt haben, muss die Schule einen Raum bieten, der Sicherheit gibt.

Dazu ist die Gestaltung des Klassenraums ein wichtiger Aspekt. Dieser ist entsprechend dem Jahresablauf dekoriert und bietet als individueller Lernort alle notwendigen Voraussetzungen (z.B. Wörterbücher in den Herkunftssprachen, Duden, Grammatiken, Visualisierungen, Lernmaterialien, möglichst individuelle Lernpläne, Ablagefächer für jedes Kind, einfache Lektüren u.Ä.). Daneben sind klare Bezugspersonen und ein kleines Team wesentlich. Lehrerinnen und Lehrer sind Ansprechpersonen für die individuellen Bedürfnisse und Probleme der Kinder.

3. Methoden, Materialien, Zusammenarbeit

Phasen, in denen im Klassenverband Themenschwerpunkte (z.B. zum Jahreskreis) erarbeitet werden, wechseln mit Phasen höchst individualisierter Lernprozesse auf der Basis individueller Arbeitspläne. Der Deutschunterricht enthält im wöchentlichen Stundenplan verteilt die Schwerpunkte: Wortschatzarbeit und Erzählen (zunächst Bilderwörter, dann themenzentriert), Planet-Lehrgang (Grammatikschwerpunkte), Selbstlernphasen (Wiederholungsphasen mit dem Arbeitsbuch, ergänzendes Material zum Planetlehrgang oder Lük), Rechtschreiben und Hörverstehen (Sommer-Stumpenhorst), bzw. Motorik und rhythmisches Sprechen, bzw. Lieder singen.

Der schulische Lernprozess wird durch den Besuch außerschulischer Lernorte erweitert. Eine enge Zusammenarbeit erfolgt zum Wohle der Kinder mit dem Kommunalen Integrationszentrum, den Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien, Lesementor Köln und ConAction. Mit letzterer Organisation führen wir seit diesem Sj. das Projekt “Handlungsorientierter Sprachunterricht mit dem Schwerpunkt Metallbearbeitung” durch, wozu sich jeden zweiten Dienstag von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr Väter, Brüder und ältere Schüler und Schülerinnen (Jg. 7 + 8) der Vorbereitungsklasse in unserer Metallwerkstatt treffen.

3.1 Einbettung

Die Lise-Meitner-Gesamtschule trägt den Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“. Dazu gehört neben dem Miteinander von Schülerinnen und Schülern aus allen Kulturkreisen zwingend das Eröffnen von Bildungschancen für Kinder aus zugewanderten Familien. Hierzu trägt die Internationale Vorbereitungsklasse in besonderer Weise bei.